E inige Stunden später sitzen drei neue Freundinnen am liebevoll gedeckten Tisch, genießen das Essen und unterhalten sich lebhaft bis in die Nacht hinein. Aber der Reihe nach: Aleksandra, Sabine und Yildiz, Businessfrauen aus Region und Stadt Hannover, sind sich vorher noch nie begegnet. Alle drei haben sich perfekt vorbereitet, bringen zum Teil eigene Küchenutensilien mit und inspizieren die schicke Landhausküche der Gastgeberin. Aleksandra, die hier mit ihrem Mann Hans lebt, möchte die Lieblingssuppe des Paares kochen. Sabine aus Österreich, berufstätige Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern, hat ein Rezept mitgebracht, das ihre Familie stets glücklich macht. Lediglich Yildiz ist etwas nervös. Zwar hat sie von ihrer Mutter sehr gut kochen gelernt, aber das Künefe, ein raffiniertes türkisches Dessert, hat sie selbst noch nie gemacht. „Alle meine Freunde haben gelacht und gesagt: ‚Na, du traust dich ja was!’“ Yildiz nimmt die Herausforderung an, öffnet die Packung mit dem Teig, damit er Raumtemperatur annimmt, und greift wie die anderen erst einmal zum Messer, um das Gemüse für Aleksandras Suppe zu schälen und zu schnippeln. Das entspannt und ist ein prima Auftakt zum Kennenlernen. Aleksandra, die vorher schon das große Fleischstück in die Brühe gelegt hat, erklärt den anderen, wie genau die Stücke auszusehen haben: ganz klein und gleichmäßig. Dazu gibt es praktische Tipps: „Möhren, Kartoffeln und Gurken sollten volumenmäßig die gleichen Mengen ergeben. Damit kann man die Suppenmenge nach Bedarf erhöhen oder reduzieren.“ Yildiz betrachtet interessiert das Glas mit den Salz-Dill-Gurken, die eher in der polnischen als in der türkischen Küche zu Hause sind, und lernt: „Von Hersteller zu Hersteller und je nach Saison schmecken die Gurken unterschiedlich, und so wird entweder mehr oder weniger Gurkenwasser benötigt. Demnach wird auch das Nachwürzen mit Salz und Pfeffer manchmal überflüssig“, erklärt Aleksandra.
Yildiz stellt zur Stärkung ein Schüsselchen Baklava auf den Tisch. Sabine schwärmt für diese türkische Süßigkeit, die sie in ihrer Studentenzeit, wie sie sich erinnert, manchmal zu oft genossen hat. Sie hilft Yildiz engagiert bei deren Vorbereitungen, denn ihre Knödel, sagt sie, gehen schnell. Das Toastbrot hat sie bereits zu Hause gewürfelt und im Backofen bei 150 Grad getrocknet. „Man kann auch alte Sonntagsbrötchen nehmen.“ Sie greift zu Handschuhen, schneidet Zwiebeln und bereitet den Knödelteig vor, den sie sehr lange und ausgiebig mit den Händen knetet. Das braucht Gefühl und etwas Geduld.
Es entwickelt sich ein Fachgespräch über Knödel im europäischen Raum. Yildiz berichtet von ihren ersten kulinarischen Begegnungen mit selbst gemachten Kartoffelklößen, die etwas langweilig schmeckten, weil sie nicht wusste, was die Deutschen dazu essen. Und Aleksandra gibt zu, dass sie lange keine normalen Salzkartoffeln auf deutsche Art kochen konnte, aber polnische Gerichte sehr gut beherrschte. Dann wird Yildiz umringt, als sie ihr Teeglas aus dem Gepäck zieht. „Das ist bei uns zu Hause das Universalmaß. Damit funktioniert jedes Rezept.“
Aleksandra hat das Fleisch zerkleinert und in die Suppe gegeben, die nun fast fertig ist. Sabine hat kunstvolle Klöße geformt und in ihren schicken Dampfgarer gelegt. Daher assistieren nun alle der hoch konzentrierten Yildiz, deren Dessert jetzt in die heiße Phase geht. Aus ihrer Tasche zieht sie einen speziellen KünefeTeller aus Aluminium, auf dem das Gericht traditionell gebacken wird. Hier passt die Masse sehr gut in die Pfanne, für größere Mengen kann auch ein Pizzablech zum Einsatz kommen. Yildiz hantiert mit Pfanne und Teller, um den Teigfladen zu wenden – ein Stück Küchenakrobatik. Alles geht gut, sie ist glücklich und verrät, dass ihr Vorname auf Deutsch „Stern“ bedeutet und der Nachname „Löwe“. So hat sie hier gekämpft und es geschafft! Die anderen gratulieren, jetzt kann diniert werden – köstlicher Auftakt zu einem wundervollen Abend mit neuen Freundinnen.
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