Mit Show-Talent aus Ghana, syrischem Sinn für Kunst und schöne Dinge und französischem Temperament wurde diese internationale Kochrunde in Hannover ein multikulturelles Happening, bei dem es ziemlich laut, sehr lebhaft und ausgesprochen lustig zuging.
Heute wird bei Marleen gekocht. Sie ist eine gute Freundin von Séverine und Lewis und hat spontan gesagt: „Kommt alle zu mir!“ Séverine erscheint ganz außer Atem. Sie hat vergeblich versucht, für ihre Crêpes noch eine Zutat aufzutreiben, eine typisch französische, leicht salzige Karamellbutter. „Aber egal, in Deutschland kann man auch Konfitüre oder Nuss-Nugat-Creme als Topping nehmen“, sagt sie lachend und will sofort mit ihrem Dessert beginnen. Dem setzen die Wände jedoch Grenzen. Die Küche der liebenswürdigen Gastgeberin ist für Singles oder ein Pärchen zugeschnitten.
Also der Reihe nach. Die drei Köche aus Ghana, Syrien und Frankreich setzen sich um den kleinen Tisch und starten ihr Teamwork. Zuerst werden Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer und Bananen für Lewis‘ Vorspeise geschält und klein geschnitten. Lewis hat ein ganzes Bündel afrikanische Kochbananen mitgebracht und erzählt, dass in Ghana seine Vorspeise „Kelewele“ so populär ist wie hierzulande die Currywurst, es gibt sie bei jedem Straßenhändler. Die Bananen müssen von außen dunkel sein, dann sind sie innen genau richtig: gelb, reif, süß und weich. Séverine kennt Kochbananen oder „plantain“ aus Ecuador, und die beiden tauschen sich lebhaft über die vielen Verwendungsmöglichkeiten aus. Beim Würzen wird lange diskutiert, denn besonders Chili erfordert Fingerspitzengefühl. Das ganze Team schmeckt ab. Afrika und Syrien sind für scharf, Frankreich mag es milder. „Man kann würzen, wie man will, schärfer, milder oder auch mit Kümmel und Muskatnuss“, sagt Lewis und empfiehlt: „Immer gut abschmecken.“
Während die Bananen marinieren – wenn es länger dauert, im Kühlschrank, damit sie nicht braun werden –, übernimmt May die Regie und lässt alle Koriander und Knoblauch schneiden. Ihr Rezept, die „Verbrannten Finger“, ist typische Hausmannskost aus Damaskus, erzählt sie, und dazu gibt es eine berühmte Geschichte: „Eine Frau kocht schnell etwas für ihren Mann, der hungrig nach Hause kommt. Neugierig steckt er seinen Finger in den Topf. Dafür muss er büßen, denn das Essen ist heiß, aber schmeckt dann sehr lecker.“ Sie hat zu Hause schon die Zutaten vorbereitet, die mehr Zeit erfordern. Das Tamarindenmus, die Zwiebeln und die Röstbrotstücke sind bereits fertig. Lewis nascht mit den Fingern von den frittierten Zwiebeln und kann froh sein, dass sie nicht heiß sind. In Ermangelung einer Knoblauchpresse quetscht May die Zehen mit einem Messerrücken. Alle sind sich einig, dass sie Koriander mögen. Wer anderer Meinung ist, kann alternativ auch Petersilie verwenden, aber der Geschmack ist dann natürlich weniger intensiv.
Lewis erzählt von seinen Dreharbeiten, während May am Herd steht und im Linsentopf rührt. Das Tamarindenmus macht alle neugierig. May erklärt: „Wir trinken es in Syrien im Sommer mit Zucker, als Saft.“ Lewis darf probieren und wird noch lustiger. Der säuerliche Fruchtsirup ist offensichtlich lecker. Elegant wie Balletttänzer bewegen sich die drei Köche in Marleens Küche, die eigentlich eine Spur zu eng für diesen Hochbetrieb ist. Lässig röstet Lewis seine Bananen, und May verrät, dass man die „Verbrannten Finger“ warm oder kalt essen kann: „Ich mag es gerade im Sommer lieber kalt. Außerdem kann man die Linsen besser dekorieren, wenn sie etwas abgekühlt sind, weil die Brotstückchen knusprig bleiben.“ Sie dekoriert ihr Hauptgericht so schön und liebevoll, dass alle in Bewunderungsrufe ausbrechen. Da zeigt sich eben die bildende Künstlerin. Auch Séverine ist bester Stimmung und doziert darüber, was gute französische Crêpes ausmacht. Kinder sind nicht dabei, daher erklärt sie: „Rum ist das Elixier für diesen Teig.
Und ganz wichtig: keine Butter und bloß kein Wasser.“ Ihr besonderer Trick ist das Verstreichen des Öls in der Pfanne mithilfe eines halbierten Apfels. Und sie zeigt, wie sie schwungvoll die Crêpes in die Luft wirft und dreht. Allerdings muss die Crêpespfanne dazu schön leicht sein, sonst droht ein Tennisarm. Eigentlich sind die Gäste schon satt, als die süßen Köstlichkeiten aus der Küche kommen. Aber sie sehen so lecker aus, dekoriert mit selbst gemachter Erdbeerkonfitüre, dass alle gern zugreifen. Gefeiert wurde dann auch noch etwas länger.