Eben noch zusammen bei famila im Kieler Stadtteil Wik gearbeitet, nun das Wiedersehen in der Küche zur internationalen Kochrunde: Das ist doch mal eine wunderbare Abwechslung zum Arbeitsalltag. Özlem, Hafida und Christian (heute wird der Chef ausnahmsweise geduzt) sind von der ersten Minute an fröhlich und offen miteinander. Aus ihren Heimatländern haben sie allerhand mitgebracht: ein Mokka-Service aus der Türkei, traditionelle Teetassen aus Marokko und das Kochbuch „Die bayerische Küche“. Özlem ist die Königin der türkischen Vorspeisen. Eigentlich wollte sie heute gleich fünf verschiedene Dips machen, doch das hätte den Platz für die abgedruckten Rezepte gesprengt. Die 49-Jährige aus Alapli im Norden der Türkei bereitet nun Muhammara und Girit Ezme zu. „In beide Vorspeisen kommen Walnüsse rein. Mir fällt es schwer, ohne Walnüsse zu kochen“, sagt die zweifache Mutter lächelnd. Ob ihre Kinder, die in Kiel groß geworden sind, traditionelle Gerichte mögen? „Mal so, mal so“, sagt Özlem, während sie Hirtenkäse und Joghurt vermischt. „Darf ich mal probieren? Das interessiert mich wahnsinnig, wie das schmeckt“, sagt ihr Chef. Der Bayer aus Bad Reichenhall freut sich, Gerichte aus aller Welt kennenzulernen. Er selbst macht heute Nockerl mit Obstkompott – eine Nachspeise mit Quark und Hartweizengrieß. „Wichtig ist weiche Butter. Ich lege das Päckchen mal kurz auf die Heizung.“ Christian Seidl erzählt von seiner Heimat, von seiner sportlichen Jugend, als er in der Zweiten Bundesliga als Ringer erfolgreich war. Vom Skifahren und Schnee („Hier in Kiel hast du zwei Millimeter Schnee, und die Leute tun so, als würden da zwei Meter Schnee liegen“), von der deftigen bayerischen Küche und seiner Vorliebe für Hausmachersenf. Und von seinem „Sehnsuchtsort Ostsee“, wo er mit seiner Frau vor drei Jahren hingezogen ist. „Und nun haben wir ständig Besuch. Alle aus Bayern wollen die Ostsee kennenlernen.“
Die Dritte im Bunde ist Hafida. Sie leuchtet an diesem Abend in ihrem grünen traditionellen Outfit. „Das nennt man Jabadour, dazu gehört auch diese Pumphose. Ich sehe aus wie Alibaba“, sagt die 40-Jährige und lacht. Sie ist stolz auf ihre afrikanischen Wurzeln, erzählt von ihrem friedlichen, sonnigen Heimatland, das vor allem im Frühling eine Reise wert ist. „Sehenswerte Orte sind natürlich Marrakesch, aber auch Essaouira an der Atlantikküste oder meine Heimatstadt Agadir.“ Wenn sie in Marokko ist, werden alle aus der Familie besucht. „Da wirst du ja herumgereicht wie ein Wanderpokal, oder?“, scherzt Christian. Ein bisschen sei es so, lächelt Hafida, aber sie nehme sich auch immer ihre eigene Zeit, um zu reisen und neue Eindrücke zu sammeln. Hafida kann wirklich sehr gut kochen, und ihr Auflauf mit den Hackfleich-Auberginen-Röllchen ist eine Augenweide. Akkurater geht es nicht. „Mein Mann und ich kochen sehr gern, wobei mir Gewürze aus der Heimat wichtig sind.“ Sie hat etliche in Gläsern mitgebracht und lässt alle einmal schnuppern. Kreuzkümmel, Chili, Kurkuma – es duftet herrlich. „Und Knoblauch darf nie fehlen. Mal sehen, ob hier genug drin ist“, murmelt Hafida, füllt sich einen Klecks vom Joghurt-Minze-Dip auf den Handrücken, leckt ihn ab und strahlt: „Ja, perfekt.“
Christian ist so viel am Reden und Erzählen, dass er seinen Topf auf dem Herd nicht mehr im Blick hat. „Hier kocht was über“, ruft Özlem. Der Bayer springt auf, ruft „Sch…“, und es folgt lautes Gelächter. Zur Beruhigung serviert Özlem erst einmal einen starken Mokka aus ihren kleinen türkischen Tassen. Lecker!
Dann wird aufgetischt. Vorspeise und Hauptspeise passen perfekt zueinander. „Und wie sind meine Nockerl gelungen? Sagt nichts Falsches“, fragt Christian. „Es fehlt Zucker“, sagt Özlem und kichert. Ihr Chef nimmt es mit Humor. „Ich hätte lieber Käsekuchen machen sollen. Den kann ich wirklich perfekt.“ Das famila-Trio sitzt noch eine ganze Weile gemütlich zusammen und genießt die privaten Stunden. Morgen früh wird dann wieder gemeinsam gearbeitet. Der Unterschied: Jetzt kennen sie gegenseitig die heimatlichen Wurzeln und Kochvorlieben.
Rezepte