Diese drei Frauen aus der Türkei, Dänemark und Finnland sind eine Wucht – sowohl am Herd als auch im wirklichen Leben. Suna, Annie und Pippa engagieren sich mit viel Herzblut für ihre Heimatländer. Auch beim Kochen in der Hierleben-Kochrunde werden Traditionen hochgehalten.
Neun Uhr vormittags: Annie öffnet strahlend die Tür zu ihrem Haus im Kieler Stadtteil Düsternbrook. Die Dänin freut sich seit Wochen auf die Hierleben-Kochrunde. Heute morgen war die 71-Jährige schon in der Ostsee schwimmen. „Das mache ich jeden Tag um zehn vor sieben, egal ob Sommer oder Winter.“
Wow – so viel zum Thema Fitness. Drinnen ist Suna schon dabei, Kaffee zu kochen. Natürlich türkischen Kaffee, und dazu gibt es kleine, typisch türkische Steinchen aus Schokolade. Alle setzen sich gemütlich zusammen und „beschnuppern“ einander erst einmal. Annie kennt sowohl Suna als auch die Finnin Pippa seit vielen Jahren – Pippa und Suna dagegen lernen sich jetzt erst kennen.
Die Atmosphäre ist sofort gelöst, Herzlichkeit liegt in der Luft, alle lachen. „Annie habe ich vor 23 Jahren kennengelernt“ erzählt Suna. „Sie hat mir am Anfang in Kiel geholfen, mir Deutsch beigebracht. Sie ist wie eine Mutter für mich“, lächelt die 43-Jährige ein bisschen schüchtern. Annie nimmt ihre Hand: „Und du schreibst mir jedes Jahr zum Muttertag so eine liebe Karte. Ich freu’ mich immer so.“
Auch Pippa hat viel zu erzählen. „Ich bin wegen der Liebe nach Kiel gekommen“, plaudert die 66-Jährige. Die anderen beiden auch, stellen alle fröhlich fest. Und alle drei enengagieren sich ehrenamtlich. So verschieden und doch so viele Gemeinsamkeiten. Nun aber ab in die Küche, schließlich soll hier in den nächsten drei Stunden ein internationaler Gaumenschmaus entstehen. Alle fangen an zu schnippeln.
Suna mischt die Zutaten für ihre Suppe mit Hackbällchen und schwärmt vom Essen in der Türkei. „Allerdings muss man Zeit für das Kochen haben. Viele Sachen wie zum Beispiel gefüllte Weinblätter sind schon aufwendig.“ Blitzschnell dreht die hübsche Türkin Dutzende nussgroßer Bällchen. Annie und Pippa staunen nicht schlecht.
Pippa ist mit ihren Äpfeln beschäftigt. „Meine eigenen Boskop-Äpfel aus dem Garten schäle ich gar nicht, aber diese hier jetzt schon“, sagt die Finnin. Wenn sie und ihr Mann zu Hause Konzerte geben, macht sie manchmal vier Bleche des herbstlichen Apfelauflaufs. Da sie sich auch noch in der Finnischen Kirchengemeinde Kiel engagiert, hat Pippa viele Bekannte und Freunde – und die wollen ja schließlich bekocht werden. Mit den Fingern streicht Pippa Butter in die Auflaufform. „Du machst das mit den Fingern?“, ruft Annie in gespieltem Entsetzen. „Um Gottes Willen. Ihr Finnen …“ Wenn Finnen kochen, dann machen sie das sehr bewusst. Verschwendet wird hier nichts, sagt Pippa. „Wir sind sehr bescheiden, wir Finnen. Und wir kochen gesund, würde ich sagen.“ Heute darf es bei dem Nachtisch aber auch mal etwas süßer und buttriger sein.
Apropos Süße und Dickmacher: Das ist auch ganz nach Annies Geschmack. Für ihre Champignon-Pastete nimmt sie ordentlich Sahne. „Och, das ist doch nur ein Viertel Liter ‚Slagsahne‘ “, sagt sie mit typisch dänischem Akzent und grinst verschmitzt. Das Rezept für ihr Paté kommt aus dem uralten „Karoline-Buch“ – jenem Buch, das die bekannte rotweiß-karierte Kuh als Markenzeichen trägt. Gekocht wird seit jeher mit ordentlich Kalorien.
„Die Dänen haben schon früh daran gedacht, den Butterberg abzubauen“, kommentiert Annie trocken. Die drei Frauen arbeiten Hand in Hand, helfen sich gegenseitig, waschen zwischendurch schnell ab. So etwas nennt man wohl perfekt organisiert. Die drei Rezepte haben sie vorher schon ausgedruckt, sodass die Hierleben-Leserinnen und -Leser sie gleich nachkochen können. Der Tisch wird gedeckt – und dann beginnt die Zeit des Genießens. Alle drei Speisen sind hervorragend gelungen, alles wird aufgegessen bis auf den letzten Krümel. „Und wisst ihr was? Wenn das Heft dann erscheint, dann kochen wir das Gleiche nochmal mit unseren Männern“, ruft Annie begeistert.
Vielleicht könnten dann ja mal die Herren kochen, schlägt der Fotograf vor? „Oh nein, bloß nicht“, ist sich das Trio einig. „Dann kriegen wir ja nie etwas zu essen.“ Tja, selbst ist die (Power-)Frau!