Kolumbien, Nepal und Mexiko: Bei dieser Kochrunde geht es in weit entfernte Länder. Die temperamentvolle Gastgeberin Veronica aus Mexiko sorgt dafür, dass die drei Hobbyköche riesigen Spaß haben und viel über die Kochkultur der anderen lernen.
Die fröhliche spanische Musik im Hintergrund läuft schon, Vero hat sich in Schale geworfen und freut sich ganz offensichtlich auf die internationale Kochrunde. Ihre Gäste: Gita aus Nepal und Camilo aus Kolumbien. Das Trio kennt sich nicht, alles ist neu – wie spannend! Vorsichtig beschnuppern, sich schüchtern annähern? Nicht mit Vero. Mit Camilo, der anfangs noch etwas zurückhaltend ist, plaudert sie gleich munter drauflos, denn die spanische Sprache verbindet den Südamerikaner und die Nordamerikanerin. Auch die junge Abiturientin Gita ist sofort integriert in die Runde und erzählt von ihren Besuchen im Heimatland Nepal. „Nepal ist ein sehr, sehr armes Land, aber gebettelt wird nicht. Ich fühle mich dort sicher und werde auch oft angesprochen, weil ich ja nepalesisch aussehe.“ Ihre Geschichte ist schön und traurig zugleich: Als Baby wurde sie von der Polizei gefunden – ausgesetzt an einer Bushaltestelle. Die Polizisten gaben ihr den Namen Gita. Ihre ersten drei Jahre wuchs sie in einem Kinderheim auf, bevor ihre jetzigen Eltern aus Kiel sie adoptierten. „Wir besuchen immer noch das Kinderheim und helfen und unterstützen.“
Man könnte Gita stundenlang zuhören, aber es soll ja gekocht werden. Die 19-Jährige macht heute Momos. Die Maultaschen werden gefüllt mit Hackfleisch, Zwiebeln und schmackhaften Gewürzen wie Kurkuma, Koriander, Kreuzkümmel und weißem Sesam. Gefüllter Teig steht auch mit den Empanadas von Camilo auf dem Programm. So kneten also beide einen Teig aus Mehl, Wasser und Salz. Camilo aus Kolumbien hat vorgekochtes Maismehl namens Maserapa gekauft. Und auch ein spezielles Gewürz aus seinem Heimatland: Sazón mit Safran. Wenn schon kolumbianisch kochen, dann richtig. „Ich vermisse Kolumbien. Bald fahre ich nach drei Jahren endlich mal wieder hin und besuche meine Mama in Medellin“, erzählt der 39-Jährige. Er lebt in Schönkirchen mit seiner Frau, die ebenfalls Ärztin ist. „Ich wollte hierhin, weil ich Anästhesist werden möchte.“ Deutschland habe einen super Ruf. Und im Übrigen seien die Leute in Norddeutschland sehr nett, sagt er. Sportlich, wie er ist – er spielt Fußball, klettert und macht Taekwondo – habe er schon viel Anschluss gefunden. Während er erzählt, sticht er die Teigtaschen mithilfe einer Plastikfolie und einem Glas aus. So präzise, wie es nur ein Arzt kann.
Vero macht heute die Nachspeise. Eigentlich hätte sie gern Tortillas gemacht, aber die beiden anderen des Trios hatten vorher schon gemeint, in ihren Ländern gebe es keine typischen Nachspeisen. Egal: Kuchen aus Mexiko geht immer! Der Chokoflan wird auch „unmöglicher Kuchen“ genannt, weil er bei der Zubereitung förmlich auf den Kopf gestellt wird. Tochter Anna kommt herein: „Ach, Mama macht wieder ihren Lieblingskuchen. Den macht sie ständig.“ Die beiden lachen. In dieser Küche wird viel gelacht und gekocht – gern gemeinsam, denn alle aus der Familie lieben es zu kochen, sagt Vero. Die 43-Jährige muss sich gerade etwas konzentrieren, denn die Sache mit dem Karamell ist nicht ganz einfach. Und auch das Umstürzen nach der Backzeit hat es in sich. Heute gelingt es Vero nicht – etliche Stücke bröckeln ab. Sie hat ihn zu kurz auskühlen lassen. Aber die Mexikanerin ist ein Fuchs: „Zur Sicherheit habe ich schon einen weiteren Kuchen heute Vormittag gebacken. Seht her!“ Später beim Essen langen alle ordentlich zu. Obwohl Momos und Empanadas nur Kleinigkeiten sind, füllen sich die Mägen, und der Schokokuchen tut sein Übriges. Die drei Hobbyköche haben sich an nur einem Abend richtig angenähert – Vero und Gita wollen demnächst sogar zusammen nähen. Gita erzählt vom Hinduismus und vom Kastensystem in Nepal, von heiligen Kühen und aufregenden Wandertouren. Camilo berichtet über die derzeit aufgeheizte politische Stimmung in Kolumbien, und es wird fleißig diskutiert. Vero fragt, ob sie noch einen Tequila loswerden kann, und bringt mit lustigen Sprüchen und Versprechern alle immer wieder zum Lachen.
Ach, was sind sie herrlich, diese wunderbaren Hierleben-Kochrunden mit Menschen aus vielen Teilen dieser Welt!
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