Die drei jungen Menschen freuen sich, sind aber auch ein bisschen aufgeregt. Saugat, Bohdan und Aidai kennen sich seit einigen Monaten, denn sie machen zusammen in Kiel quasi das deutsche Fachabitur, um dann studieren zu können. Zwei von ihnen – Saugat aus Nepal und Aidai aus Kirgisistan – leben zusammen in einem Studentenwohnheim. „Da ist immer Party“, sagt Aidai und lacht. Die Musikbox läuft, und alle möglichen Nationen treffen aufeinander. „Da wird dann indisch, nepali, russisch oder chinesisch gesprochen.“ Multikulti und sehr bereichernd sei dies, findet auch Saugat. Bohdan lebt dagegen etwas ruhiger in einer Wohnung zusammen mit seinen Eltern. Nun heißt es also „kochen zu dritt“. Alle packen ihre Zutaten aus. Bohdan braucht für seine Teigtaschen gar nicht so viel: Mehl, Eier, Kartoffeln, Champignons, Zwiebeln – das ist überschaubar. Der 19-Jährige schaut immer mal wieder auf sein Handy, auf dem er das Rezept sieht. Vor ihm liegt ein kleiner Berg Kartoffeln, und er quält sich ein bisschen mit dem Sparschäler. Nach einer ganzen Weile sagt er erleichtert: „Ich bin fast am Ende.“ Alle lachen. Im wahrsten Sinne des Wortes „am Ende“. Puh.
Saugat bereitet die Vorspeise aus Nepal zu, die es in sich hat. Seine Zutatenliste ist die längste und besteht zu einem Großteil aus Gewürzen: grüne Chilischoten, Koriander, Bockshornkleesamen, Szechuanpfeffer, Sesam, Salz, Ingwer und Knoblauch – ein verführerischer Duft breitet sich in der Küche aus. Der Nepali mixt Joghurt mit Kartoffeln, die er zu Hause schon vorgekocht hat. Dann kommen grob geschnittene Zwiebeln und die vielen Gewürze hinein. Sein nepalesischer Freund Abhi ist ebenfalls mitgekommen, und die beiden erzählen von den Essgewohnheiten in ihrer Heimat. „Wir essen viel Reis, zweimal am Tag“, sagt Saugat. „Und Hänzen.“ Es dauert ein bisschen, bis jeder weiß, was er meint. Hähnchen! Das deutsche „ch“ macht dem 20-Jährigen noch Schwierigkeiten. Aber dennoch Hut ab: Wie kann man in so wenigen Monaten so gut Deutsch lernen? Schlau seien die beiden Nepali, finden Aidai und Bohdan. Sie hätten ein gutes Abitur in Nepal hingelegt. Saugat winkt bescheiden ab. Witzig auch, dass er immer den Kopf schüttelt, wenn er eigentlich „ja“ meint. „Das machen wir in Nepal so“, sagt Abhi und lacht herzlich.
Aidai ist voll in ihrem Element, knetet den Teig für ihre „Chak Chak“ aus Kirgisistan und rollt die Masse gleichmäßig aus. „Wir nennen diese Nachspeise so, weil es so ein Geräusch beim Zubeißen macht“, erzählt die 22-Jährige. Die Teigstücke werden in Öl frittiert und deswegen sehr knusprig. „Zu Hause in Kirgisistan gibt es Chak Chak zum Beispiel für große Feiern – und wir bereiten immer große Schüsseln davon zu.“ Was sonst noch in ihrer asiatischen Heimat gegessen wird? „Fleisch! Viel zu viel Fleisch!“ Aidai mit der tollen positiven Ausstrahlung erzählt munter von ihren vielen Aktivitäten. „Ich male gern Porträts oder Landschaften, und ich habe hier in Malente im Dieksee Schwimmen gelernt. Jetzt gehe ich regelmäßig schwimmen.“ Kochen möchte sie auch noch besser lernen. Und die Kameraausrüstung des Hierleben-Fotografen hat es ihr angetan. Will sie wirklich Programmiererin werden und jeden Tag vor dem Computer sitzen? Abwarten, was das Leben noch so bringt. Aidai und Saugat sind fertig und helfen Bohdan nun mit den Kartoffeltaschen. Zusammen befüllen sie die Teigtaschen, bevor der Ukrainer sie ins kochende Wasser gibt. Dann wird aufgetischt: Los geht es mit der Vorspeise aus Nepal. Aidai probiert und reißt ihre Augen auf. „Wie scharf ist das denn?“ Saugat und sein Freund Abhi kichern. „Das ist nicht scharf. Das ist bei uns mild. Wir essen das auch gern zum Frühstück.“ „Zum Frühstück?“ Aidai kann es nicht glauben. Alle lachen und tauchen nun die Teigtaschen aus der Ukraine in die würzige Joghurt-Vorspeise aus Nepal. So passen die verschiedenen Aromen perfekt zusammen – und auch Aidai kann das Essen genießen. Danach noch ein lautes „Chak Chak“ beim Zerkauen der Kekse – und alle sind glücklich über die Ergebnisse der internationalen Kochrunde.