Kleine Küche, viele Leute: Giuliana, Nicole und Jan-Ole suchen einen Platz für ihre vielen mitgebrachten Zutaten. Am meisten Gepäck hat Giuliana: „Ich bin da ein bisschen komisch, ich brauche zum Beispiel mein eigenes Messer“, lächelt sie entschuldigend. Und ihre eigenen kleinen Teetassen: Die Klausdorferin will neben zwei Blechen mit Antipasti auch einen afrikanischen Tee machen. „Den mache ich mit Gewürzen wie Kardomon, Zimt und Nelken, und dort hinein kommt dann ein Beutel Ostfriesentee.“ Eine Eigenkreation, die gut widerspiegelt, dass sich Giuliana in drei Ländern zu Hause fühlt. 25 Jahre ist sie im Sudan aufgewachsen, immer mit vielen Italienern um sich herum. „Was das Kochen angeht, hat mich meine Großmutter, meine Nonna, geprägt. Als ich ein kleines Kind war, haben wir schon zusammen gekocht.“ Nicole, 30 Jahre jünger, kann die gleiche Geschichte erzählen. Auch bei ihr war es die polnische Großmutter, die immer den Kochlöffel geschwungen hat. „Wenn wir bei Oma zum Abendbrot sind, ist der Tisch voll mit Leckereien“, erzählt die Kielerin. Zusammen mit Mama Anja brät sie das Rindfleisch an und bereitet die Kartoffelpuffer vor. Dass das Essen Zeit braucht, sei in Polen normal, meint Nicole. „Wir machen dieses Essen auch in der Woche. Und übrigens essen wir sehr deftig.“ Süß dagegen wird heute natürlich der Nachtisch, den der einzige Mann in der Kochrunde vorbereitet. Der 24-jährige Jan-Ole hat sich für Käsekuchen entschieden. „Den hat meine Mama schon immer zu meinen Geburtstagen gebacken.“ Die anderen rufen fast im Chor: „Ich liebe Käsekuchen!“ Dieses Backwerk, so sind sich alle einig, ist international, und jedes Land macht ihn ein bisschen anders. „Ich hebe immer erst den Eischnee unter, dann die Sahne – so wird der Kuchen fluffiger“, verrät Jan-Ole. Leider will die Sahne heute partout nicht steif werden, sodass der Student schnell nochmal in den Supermarkt flitzen muss.
Giuliana breitet sich am Küchentisch mit ihren Gemüsebergen aus. Sie ist Vegetarierin und schnippelt schnell und präzise. „Die Antipasti wünschen sich meine Freundinnen manchmal von mir, wenn sie eine Party feiern.“ Während sie Zucchini, Paprika und Co. mit Öl begießt und mit frischem Thymian belegt, erzählt sie von ihrer Arbeit im Ehrenamtsbüro. „Ich will, dass unsere schöne Stadt Schwentinental lebt, dass hier Konzerte und Veranstaltungen stattfinden“, erzählt die 50-Jährige mit leuchtenden Augen. Alle sollen integriert werden, natürlich auch Menschen mit ausländischen Wurzeln.
Nicole schiebt gerade die Kartoffeln in die elektrische Reibe. Ruck, zuck geht das – und bringt richtig Spaß. Die Puffer werden später unter das Gulasch gelegt, zusammengeklappt und mit saurer Sahne und frischer Petersilie serviert. Sie kocht gern, sagt die angehende Groß- und Außenhandelskauffrau. Ihre Mama, die ein bisschen aussieht wie ihr älterer Zwilling, gibt ihr Tipps. Die beiden sind ein klasse Team.
Jetzt kommt auch Jan-Ole wieder hereingerauscht mit der Sahne. Das wird zeitlich eng mit dem Kuchen, aber er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, gibt die Füllung auf den Teig, schneidet akribisch überhängende Teigstückchen ab und schiebt die Form in den Ofen. Jetzt noch das Topping aus Erdbeeren, Zucker und Wasser im Topf vorbereiten. Jan-Ole erzählt nebenbei von seinem Auslandsjahr, das bevorsteht: Im sonnigen Barcelona macht er seinen Master – er kann es noch gar nicht ganz fassen.
Schließlich sind alle drei Gänge fertig und Nicole ruft auf polnisch „Smacznego – guten Appetit.“ Oder auf Italienisch: Buon Appetito. Jan-Oles Kommentar zu den Antipasti: „Stark. Wirklich stark.“ Das Gulasch wird ebenfalls in höchsten Tönen gelobt. Die Bäuche sind schon voll, aber: „Das Dessert ist was fürs Herz, sagen die Italiener“, meint Giuliana und gönnt sich ein großes Stück des deutschen Käsekuchens. Die so unterschiedlichen Menschen, die sich vorher gar nicht kannten, freuen sich über den lustigen und spannenden Abend und alle witzeln: Nächstes Jahr, wenn Jan-Ole aus Spanien zurück ist, wiederholen sie das Ganze!
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