Kreative Kochtalente
Sie sind alle erst Anfang 20 und können erstaunlich gut kochen: Seyma, Sara und Julia brutzeln Gerichte aus ihren Heimatländern Türkei, Iran und den Philippinen. Geschmeidiger Hefeteig, getrocknete Limetten, Kokosnuss und exotische Gewürze – in dieser Küche geht‘s zur Sache!
Foto(s): Henrik Matzen
Ilksen Seyma Balli
Seyma will Informatikerin werden, aber bei ihren super Kochkünsten fragt man sich wirklich, ob das die richtige Berufswahl ist. „Tatsächlich würde ich auch gern Küchenchefin werden, aber das bleibt wohl ein Hobby“, sagt sie fröhlich. Die 21-Jährige liebt traditionelle Gerichte aus der Türkei. Dort lebte sie, bevor sie mit ihrer Familie wegen politischer Probleme in den Irak flüchten musste. Nur mit ihrem Vater kam sie dann vor eineinhalb Jahren nach Schleswig-Holstein, um hier ihre Schul- und Studienausbildung fortzuführen.
Sara Salavati
Sara wirkt beim ersten Kennenlernen sehr ruhig, doch ihre Schulfreundinnen können da nur lachen. Im Gegenteil: Sara ist immer auf Achse. „Ja, ich bin die Partymanagerin“, gesteht die hochgewachsene Iranerin und lächelt verschmitzt. Vor drei Jahren verließ sie die Stadt Isfahan und kam nach Baden-Württemberg. Erst in diesem Frühjahr wechselte sie nach Kiel, wo sie in einer WG lebt. Auch sie möchte Informatikerin werden. In der Küche zeigt sich die 23-Jährige kreativ. Es macht Spaß, ihr über die Schulter zu schauen.
Julia Catamora
Julia ist nur 1,49 Meter groß, aber in ihr steckt eine riesige Portion Energie. Mit ihren 22 Jahren hat sie schon jede Menge erlebt: Aufgewachsen ist sie in der philippinischen Stadt Marikina nahe Manila, dann ging sie mit der Familie für sechs Jahre nach Dubai, um danach nach NordrheinWestfalen zu ziehen. In Kiel macht nun auch Julia ihre Schulausbildung beim Studienkolleg der FH Kiel. Ihre Hobbys: Lesen, Klavierspielen und Kochen. „Kochen ist für mich wie eine Therapie, da bin ich in meiner eigenen, kleinen Welt.“

Wieder treffen sich Vertreterinnen aus drei spannenden Ländern bei der internationalen Kochrunde von Hierleben – in Person von noch sehr jungen, wissbegierigen Hobbyköchinnen: Seyma, Sara und Julia geben heute Einblicke in die Kochwelt ihrer Heimatländer. Seyma stellt ihre Küche zur Verfügung. Die Türkin aus Hatay nahe Syrien wohnt in einer Mietwohnung in Preetz. „Ich lebe hier zusammen mit meinem Vater.“ Einsam fühlt sie sich nicht, sagt sie. Die 21-Jährige ist fröhlich und gut gelaunt und erzählt in erstaunlich gutem Deutsch von ihrem bisherigen Leben: „Meine Mama und meine Geschwister sind noch im Irak. Wenn ich mich nicht jeden Tag einmal melde, macht meine Mutter sich gleich Sorgen.“ Diesen engen Kontakt zu den Eltern haben auch Sara und Julia. Alle drei jungen Frauen stehen dennoch selbstbewusst im Leben, wollen hier in Deutschland studieren und technische Berufe erlernen. Nun aber hinein in die Welt der kulinarischen Genüsse. Die Vorspeise bereitet Gastgeberin Seyma zu. Die junge Frau mit dem Kopftuch knetet in aller Seelenruhe einen Hefeteig und formt daraus Brötchen. Darauf kommt eine würzige Masse aus Frischkäse, Zwiebeln, Walnüssen, Tomatenmark und allerhand Gewürzen. Als Muslimin verzichtet sie auf Schweinefleisch und Alkohol. „Ich habe eine App, damit kann ich immer abscannen, was in den Lebensmitteln drin ist.“ Kochen ist nur eines der Hobbys von Seyma: „Ich spiele auch Violine und ich mag stricken und häkeln. Ich bin wie eine Oma“, kichert sie. Sara steckt schon voll in den Vorbereitungen für ihr Hauptgericht, eine sogenannte Khorshte. Wie man das übersetzen kann? Alle wissen es nicht so recht, googeln im Handy und einigen sich auf „Auflauf“. „Die Auberginen lege ich in gesalzenes Wasser, damit die Bitterstoffe rausgehen“, erzählt die Iranerin. Mit viel Präzision schneidet Sara anschließend Zwiebeln und schlägt mit einem Nudelholz lautstark Löcher in die getrockneten Limetten. „Diese Limetten kann man im Asiashop kaufen. Sie kommen im Ganzen in den Topf und geben nachher den frischen Geschmack.“ Die 23-Jährige erzählt, dass sie die persischen Gerichte in ihrer neuen Heimat in Kiel vermisst. Ein bisschen muss sie sich noch an die norddeutsche Stadt gewöhnen: „Es ist immer so dunkel, windig und kalt.“

Diesen Wettergegensatz spürt auch Julia, denn in ihrem Heimatland – den Philippinen – ist es eigentlich nie kälter als 26 Grad. Die zarte, kleine Frau gerät ins Schwärmen: „Wir haben viele Inseln und traumhafte Sandstrände. Und bei uns gibt es die Schokoladenberge. Im Sommer sind diese Berge braun, und sie sehen wirklich aus wie Schokolade.“ Julia zeigt Bilder von heimischen Tieren auf dem Handy, und die anderen beiden staunen über einen süßen Philippinenadler. Während die 22-Jährige erzählt, werkelt sie an ihrer Kokosnuss-Nachspeise. Seyma hilft dabei, die Gelatine zu schneiden, „obwohl ich die wirklich nicht mag“, sagt die Türkin und verzieht ihren Mund. Julia schneidet die Kokosnussstreifen noch feiner, gibt Sahne und Kondensmilch dazu und stellt die Schüsseln sofort in den Kühlschrank. „Alles muss kalt sein. Und süß! Dann ist es gut.“ Entsetzt ruft die Philippinerin plötzlich: „Oh nein, ich habe die Extraportion Zucker beim Gelee vergessen.“ Die anderen müssen lachen. „Nicht schlimm, das Ganze wird süß genug.“
Während des Kochens wird viel geplaudert, unter anderem über die Schule. „Sara hat heute ein Referat über Windkraftanlagen gehalten. Hat sie gut gemacht“, lobt Seyma. Alle drei finden das Studienkolleg in Kiel super und auch gar nicht so schwierig. Der Kochabend weitet sich ein bisschen aus, denn Haupt- und Nachspeise brauchen Zeit. Schließlich sitzen alle drei Nationen an einem Tisch, genießen das wirklich perfekte Paprikabrot (das Seyma mit ihrer Familie auch gern schon zum Frühstück isst) und freuen sich über die zitronige Schärfe in der persischen Khorshte. Zum Schluss dann noch der KokosnussWackelpudding, der in der Tat auch so schon richtig schön süß ist. Ein spannendes internationales Drei-Gänge-Menü von einem richtig tollen Powerfrauen-Trio!
Rezepte