Drei junge Menschen, die sich bisher überhaupt nicht kennen, haben heute Abend ein Date. Ein Koch-Date. „Ich bin aufgeregt“, gesteht der Halbgrieche Niko und stellt erstmal ein gutes Tröpfchen Wein auf den Tisch, als Stimmungslockerer sozusagen. „Der ist natürlich von famila“, erzählt er und lacht. Er arbeitet für die famila-Muttergesellschaft Bartels-Langness. Mitgebracht hat er zwei Vorspeisen-Rezepte seiner griechischen Urgroßmutter. „Was anderes kann ich nicht“, behauptet er schmunzelnd, aber das stimmt natürlich nicht ganz. Luna aus Sansibar und Kelly aus Kolumbien sind ebenfalls ein bisschen nervös – und schwer bepackt. „Ich koche heute als Hauptspeise Fisch und Maniok mit Kokosmilch und Kochbananen“, sagt Luna. Auf Sansibar sei das ein beliebtes Essen. „Als ich diesen Sommer nach langer Zeit mal wieder da war, haben wir zusammen an einer offenen Feuerstelle gekocht.“ Ein spannendes Erlebnis für die 20-Jährige. Kelly packt die Zutaten für ihre Kekse aus. Das Rezept stammt ursprünglich aus Argentinien, erzählt sie, aber „es repräsentiert uns Latinos insgesamt“. Die Südamerikanerin ist am Anfang etwas zurückhaltend, aber Niko sorgt mit seiner lockeren Art dafür, dass sich alle drei „Kontinente“ schnell näherkommen.
Schon nach kurzer Zeit wird gemeinsam geschnippelt und vorbereitet. Kelly hilft Luna beim Knoblauch und Ingwer. Gemeinsam zerkleinern sie die Gewürze mit Pressen und Reiben. Sollen da wirklich zehn Knoblauchzehen ins Essen? „Das schmeckt man nachher gar nicht, finde ich“, meint Luna und arbeitet konzentriert und ruhig. Niko wirft einen Blick auf ihren Nagellack und ihre Tattoos und fragt, ob das mit Henna gemacht worden sei. „Ja, die Finger schon“, bestätigt Luna. Auch ihre langen Rastazöpfe sind Thema. „Die hab‘ ich selbst gemacht – hat zehn Stunden gedauert.“ Luna hilft Niko bei seinen Zwiebeln. „Gut, dass du das machst, ich muss immer heulen dabei.“ Er widmet sich dem Weißbrot und höhlt es komplett aus. Alle Zutaten wandern in den Mixer. Immer wieder wirft der 26-Jährige einen Blick auf seinen Zettel, prüft die genauen Mengen und stöhnt, weil der Mixer nicht richtig drehen will. Aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Kelly ist beim Backen ganz offensichtlich in ihrem Element. „Mein Mann macht immer die Hauptgerichte, er kann echt gut kochen. Ich sorge für die Nachspeisen.“ In Kolumbien werde viel Süßes gegessen, erzählt die dunkelhaarige Südamerikanerin. „Als Hauptspeise gab es früher in meiner Heimat viel Fisch, denn wir lebten an der Küste.“ Kellys Großvater war Deutscher, und irgendwann beschloss Kellys Familie, ihr Glück in Deutschland zu versuchen. Die junge Frau lebt gern in Kiel und ist ein richtiger Familienmensch.
Die Küche füllt sich mit verschiedensten Gerüchen: Heraus stechen Vanille und Zitrone vom Kuchenteig sowie natürlich Ingwer und Knoblauch vom afrikanischen Gericht. Der gebratene Fisch setzt eine zusätzliche Duftnote. Die Frauen stellen fest, dass ihre Herkunftsländer in Sachen Küche viele Gemeinsamkeiten haben. In beiden Heimatorten wird viel Fisch gegessen. „Und wir in Kolumbien bereiten auch Maniok zu. Bei uns heißt es Yuca“, erzählt Kelly, während die anderen beiden helfen, die Karamellcreme vorsichtig mit einem selbst gebastelten Spritzbeutel zwischen zwei Kekse zu füllen. „Das ist hier echt High End“, staunt Niko, als Kelly ihre hauchzarten Kekse dann noch vorsichtig in Kokosraspeln rollt.
Alle drei genießen das abwechslungsreiche Drei-Gänge-Menü, plaudern über die Zukunft und ihre Träume. Luna zum Beispiel hat bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr gemerkt, wie gern sie mit Menschen mit Einschränkungen arbeitet, und möchte genau das später auf Sansibar machen. Niko will seinen Pilotenschein schaffen und irgendwann mit dem eigenen Flugzeug viele europäische Länder bereisen – vielleicht auch Griechenland, wo der Papa lebt. „Oder ich besuche euch in euren Heimatländern.“ Die anderen beiden lachen. Die Stimmung an diesem Abend könnte nicht besser sein.
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