Linden ist der Multi-Kulti-Stadtteil von Hannover, wo es eine Fülle von gastronomischen und kulturellen Angeboten gibt. In diesem bunten Leben ist Gastgeber Steve zu Hause. Als Tanja und Renata ihre Taschen und Tüten abgestellt sowie empfindliche Lebensmittel wie den Fisch im Kühlschrank verstaut haben, wird Steves Mama Christine begrüßt. Die gebürtige Engländerin ist zur Unterstützung ihres Sohnes gekommen. „Steve kann gut kochen“, betont sie, „aber bei den Süßspeisen ist schon mal mein Rat gefragt.“ Die Damen Tanja und Renata sind erst einmal bass vor Staunen. Nicht nur, dass man in Steves Wohnung zu ebener Erde vom Trubel draußen nichts hört, sie über zwei Etagen reicht und ein Garten nach draußen lockt – sie ist noch dazu richtig schick eingerichtet. Im Wohnbereich steht sogar eine echte HarleyDavidson. „Das ist eine Fatboy“, erklärt Steve. „Dieses Modell machte Superstar Arnold Schwarzenegger mit spektakulären Szenen in dem Film Terminator 2 berühmt.“
Die vielen Designerstücke sind wahre Eyecatcher, wie die täuschend echt aussehende Bananenbowl. „Nur gut gemachter Kunststoff“, lacht Steve und schaut Renata vielsagend an: „Letztes Jahr aus Brasilien mitgebracht.“ Dass Steve ihr Heimatland besucht hat, begeistert Renata. „Ich fliege einmal jährlich mit der Familie nach São Paulo, wo meine Schwester lebt.“ Aufgewachsen ist sie in Avaré, einer Stadt, die bekannt ist für ihren Orangenanbau. Tanja erzählt, dass sie in Lwiw groß wurde, auch Lemberg oder Lwow genannt. Die Stadt könne locker in einer Liga mit Wien, Prag und Budapest mitspielen, gehörte sie doch einst zum Kaiserreich Österreich-Ungarn, was man vor allem an der Architektur sieht. „Noch ist die Stadt vom Krieg nicht bedroht“, sagt Tanja erleichtert. „Aber Hannover ist jetzt meine Heimat.“ Mit Blick auf das tolle Hummerbild an der Wand beginnt Tanja mit den Vorbereitungen für ihre Fischsoljanka. Halt, der Küchentresen muss noch bewundert werden. Die Front besteht aus Teilen eines alten indischen Lastwagens. „Supercool“, ist die einhellige Meinung.
Tanja hat Zwiebeln, Gewürzgurken, Paprika, Zitronen und Oliven bereitgelegt. „Wir Ukrainer essen gern Suppen“, erklärt sie. „Heute gibt es Fischsoljanka, genauso gut schmeckt sie aber auch mit Fleisch oder Pilzen.“ Die Grundlage für ihre Suppe ist ein Gemüsefond, den Tanja mit Suppengrün und Zwiebeln selbst ansetzt. Renata mixt derweil für alle Caipirinhas. „Zur Feijoada ein Muss“, erklärt sie und ruft: „Saúde! Prost!“ Sie hat die schwarzen Bohnen vorher acht Stunden eingeweicht. Mit dem Schnellkochtopf kann sie die Kochzeit für den Eintopf erheblich verkürzen. Sie berichtet: „Traditionell steht die Feijoada auch heute noch zweimal pro Woche auf dem Speiseplan eines Brasilianers, einmal mittwochs in ihrer einfachen Form und einmal am Samstag als hausgemachtes Festessen mit vielen Fleischsorten und Beilagen im Kreise der ganzen Familie.“
Steve schlägt Sahne, den Biskuitboden hat er mit Himbeerkonfitüre bestrichen, den Vanillepudding gekocht und zum Abkühlen beiseitegestellt. „‚A trifle‘ heißt ‚eine Kleinigkeit‘“, erzählt er. „Also sollte es einfach sein, diese Süßspeise zu machen. Es geht mehr ums Zusammensetzen und weniger um Kochkunst.“ Das Schnarren des Sahnequirls vermischt sich mit dem Pfeifen des Schnellkochtopfs zum Küchenkonzert. „Achtung“, ruft Tanja, „meine Suppe ist fertig.“ Jetzt wird es hektisch in der Runde. Während Tanja ihre Soljanka mit saurer Sahne, Zitronenscheiben und Kräutern verfeinert, bereitet Renata schnell die Beilage für die Feijoada dazu. Von allen Seiten gibt es Lob für Tanjas Süppchen. Zur Feijoada sagt Steve: „Schmeckt so gut wie in Brasilien.“ Mit Himbeeren und Mandeln verziert, bringt er das Dessert auf den Tisch, und damit kommt das Gespräch auf Großbritanniens neuen König. Ob Trifle seine Lieblingsspeise ist? Charles mag am liebsten „Cheesy Baked Eggs“ – ein Gericht aus Spinat, Tomaten und Eiern, mit Sahne und reichlich Käse überbacken, weiß jemand. Velleicht wird dieses Gericht in einer unserer nächsten Kochrunden serviert?
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