Die peruanische und die persische Küche sollte sich niemand entgehen lassen. Aber auch ein „einfaches“ traditionell-holländisches Gericht hat seine Vorzüge – so zumindest das einhellige Urteil unseres diesmaligen Kochrunden-Trios.
Die persische Gastfreundschaft ist legendär. „Jeder Iraner sorgt sich erst einmal um das leibliche Wohl seines Gastes“, sagt Monika, die in Teheran geboren wurde und als Zweijährige mit ihren Eltern nach Deutschland kam. Also schenkt sie erst einmal dem Kochrunden-Team duftenden schwarzen Tee ein und reicht dazu Sohan, eine Art Krokant-Toffee mit Safran und Pistazien. Bevor irgendetwas geschieht: Erst einmal einen Tee trinken und Sohan essen, so will es der Brauch.
Die Niederländerin Thea ist schnell begeistert von den beiden Frauen, mit denen sie die heutige Kochrunde bestreitet. Die eher etwas nüchternen niederländischen Gepflogenheiten, was die Essenstraditionen angeht, unterscheiden sich doch sehr von denen aus Vorderasien und Südamerika. Sowohl Monika als auch Juliana sind in Kulturen aufgewachsen, die das Essen und das gemeinsame Genießen besonders schätzen. „Diese Leidenschaft finde ich toll“, sagt Thea. „Bei uns in den Niederlanden gab es oft Eintopf: Alles wird in einen Topf geschmissen. Ich bin also mit einer eher einfachen Küche groß geworden.“
Monika steht in ihrer gemütlichen Küche und legt die geschnittenen Auberginen in Salzwasser. Sie bestätigt: „Bei uns gibt es kein besonderes Festessen – wir essen immer viel und aufwendig!“ Auch die Peruanerin Juliana stammt aus einem Land, das in jeder Region großartige kulinarische Erlebnisse bietet. Vom Fischgericht Ceviche über die Rindfleischzubereitung Lomo Saltado bis hin zum Nationalgetränk Pisco Sour.
Thea schält den Knoblauch, Juliana bereitet die Zwiebeln vor. Als die Runde sich wundert, warum die Auberginen, wichtiger Bestandteil sowohl der mediterranen als auch orientalischen Küche, schwimmend ausgebacken werden müssen, erklärt die Perserin: „Damit die Bitterstoffe rausziehen.“ Die Handschuhe hatte sie zum Schneiden angezogen, denn das auch Eierfrucht genannte Gemüse färbt stark.
Für die persische Vorspeise Kashke bademjun nimmt Moni Kaschk, das aus vergorenem Schafsmilch-Joghurt besteht. In den ländlichen Gebieten Persiens ist das Trocknen von Joghurt auch heute noch eine wichtige Konservierungsart für Milch. „Keine Sorge“, erzählt Monika lachend, ihr könnt alternativ auch Crème fraîche nehmen, wenn ihr Kaschk nicht so einfach bekommt.“
Juliana ist sowieso entspannt, denn sie experimentiert gern mit Gewürzen und anderen Zutaten. Gerade in ihrem Heimatland ist die Vielfalt der Lebensmittel riesig, und die peruanische Küche gilt nicht umsonst als eine der besten der Welt. Für Theas Hutspot ist es weniger kompliziert: Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln, die Bestandteile des Klassikers aus ihrer Heimat, gibt es an jeder Ecke. „Ich kann zwar mit nichts Exotischem dienen“, sagt Thea. „Aber das Simple und Schnelle hat manchmal auch seine Vorteile.“ Und echt „lekker“ kann es auch sein. Hutspot ist schließlich legendär. Nicht nur in den Niederlanden hat das Eintopfgericht viele Freunde. Auch im Buch „1.000 foods to eat before you die“ von Mimi Sheridan wird das Gericht erwähnt als eben eines, das zu den 1.000 Gerichten gehört, die man in seinem Leben unbedingt essen sollte.
Juliana und Monika lassen sich eine mögliche Verwunderung über die reduzierten Gewürze und das unaufgeregt Schlichte des niederländischen Klassikers nicht anmerken. Andere Gewohnheiten und neue Sitten haben die beiden längst adaptiert, unverzagt schnippeln sie weiter. Thea freut sich. Selbst wenn ihr heute der Hutspot nicht so recht gelingen will wie sonst. „In einer fremden Küche und auf einem anderen Herd zu kochen, ist doch nicht ganz so einfach.“ Aber Perfektion ist gar nicht unbedingt gefragt, der Spaß am gemeinsamen Erlebnis ist allen Beteiligten anzumerken.
Juliana steht derweil am Herd und rührt und rührt. Ihre Milch plus Kondensmilch muss langsam eindicken. Der Nachtisch aus Milchkonfitüre, geschlagenem Eigelb und Eischnee mit Grappa oder Portwein ist ein Dessert, das seinem Namen gerecht wird: Suspiro de Limeña, der „Seufzer einer Frau aus Lima“, ist einfach köstlich. „Mein Mann liebt es“, erzählt Juliana. Ab heute Abend nicht nur er.