Menü mit Käsevielfalt
Mamma mia! Südliches und mittleres Europa treffen in dieser Kochrunde aufeinander. Und alle Gerichte haben eine Zutat gemeinsam: Käse. Süß und salzig, von der Kuh und vom Schaf, in allen Varianten jedoch überaus lecker.
Foto(s): Frederik Röh
Anita Osmani
Für das Fachabitur absolvierte Anita in einer Hildesheimer Klinik ein Praktikum. „Sie hat sich rührend um die Alten und Kranken bemüht“, erzählt Gastgeberin Christina als ihre Mentorin. Die 17-Jährige weiß, dass im sozialen Engagement ihre Zukunft liegt. Alljährlich geht es in den Ferien in den Kosovo, nach Pristina, woher die Eltern stammen. Die köstlichen Böregi dürfen beim Familienessen nie fehlen. Das Gebäck in Zigarrenform, unterschiedlich gefüllt, bereitet die junge Frau schon wie ein Profi zu.
Christina Tsoleridu
Was für eine Powerfrau, dazu die Herzlichkeit in Person! Wie ein Wirbelwind fegt Christina durch ihre Küche. In ihrer griechischen Heimat hat sie studiert, jobbte vier Jahre im elterlichen Restaurant in Hannoversch-Münden, war Dozentin an der Volkshochschule, arbeitete als Museumspädagogin, zog allein ihre drei Kinder groß, gibt Koch- und Tanzkurse. Bereits seit 24 Jahren lebt sie in Hildesheim. Seit 2018 arbeitet sie in einer Klinik als Übersetzerin, pflegt Kranke und betreut Praktikanten.
Urszula Sliwa
Temperamentvoll, voller Neugier und Optimismus – das ist Ulla. Schon in ihrer Kindheit wurde in ihr die Liebe zur Kunst geweckt. Man musizierte im Familienkreis, spielte Theater. Es war nur eine Frage der Zeit, dass sie ihre Leidenschaft für das Malen entdeckte, für sie ein großes Abenteuer, genau wie das Schreiben von Gedichten. Die gebürtige Polin, seit 1981 in Hannover, arbeitete in der Modebranche und managt jetzt mit ihrem Mann eine Baufirma. In Erinnerung an ihre Mama backt sie einen feinen Käsekuchen.

Bevor das Kochen beginnt, bietet Christina griechischen Bergtee an. „Ich rieche vor allem Salbei“, sagt Ulla, nachdem sie geschnuppert hat. Christina erklärt: „In diesem Tee sind viele Kräuter, gerade aus dem Urlaub mitgebracht. Die Ferien verbringen wir mit der Familie immer in meiner griechischen Heimat. Geht es zurück nach Deutschland, sind in unserem Gepäck immer Tee, Kaffee und Tsipuro, ein Schnaps, von dem ihr später unbedingt ein Gläschen probieren müsst.“ Christina und Anita, das Küken in der Runde, hatten sich in einer Hildesheimer Klinik kennengelernt, wo Anita ein dreimonatiges Praktikum absolvierte und Christina sie liebevoll unter ihre Fittiche nahm. „Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden“, strahlt die 17-Jährige. „Vielleicht auch deshalb, weil unsere Wurzeln auf dem südlichen Balkan liegen?“

„Anita ist ein tolles Mädchen, sie ist so liebevoll mit den Patienten umgegangen“, wendet sich die Gastgeberin an Ulla, die die beiden ja gerade erst kennengelernt hat und sich durch Christinas Herzlichkeit überhaupt nicht fremd fühlt. Die drei plaudern, als ob sie sich schon ewig kennen. Ins Gespräch bringt Ulla den derzeit erfolgreichsten griechischen Tennisspieler Stefanos Tsitsipas, der für sie wie ein griechischer Gott aussieht. Christina wiederum ist schmerzlich berührt vom Tod ihres Landsmanns Mikis Theodorakis, den sie als Mensch, Komponist und Musiker verehrt. Und nicht zuletzt geht es um bekannte polnische Fußballer. Neben der sportinteressierten Ulla ist vor allem Hierleben-Fotograf Frederik auf diesem Gebiet beschlagen. Beherzt hat Anita die Initiative ergriffen und den Schafskäse zerkrümelt, danach die Petersilie klein gehackt und mit einer Gabel unter den Käse gemischt. Die fertigen dreieckigen Yufkablätter belegt sie mit zwei Esslöffeln der Schafskäsemischung, schlägt die Ecken übereinander, rollt den Teig festzusammen und bestreicht die Spitze mit Wasser, damit die „Zigarre“ zusammenhält. Dass man die Teigblätter nach Belieben auch mit Fleisch, Spinat oder Linsencreme füllen kann, wissen alle. Wenn Anitas Familie Böregi rollt – und das kommt sehr oft vor –, sind 50 Stück keine Seltenheit. „Mit meinen Cousinen habe ich die Teigbätter auch schon mit Nutella gefüllt. Köstlich!“, erzählt sie lachend.
Christina hat die getrockneten Pilze für das Hauptgericht Kritharoto schon eingeweicht, die frischen Pilze schneidet sie in Scheiben und verteilt die Aufgaben. Ulla muss die Zwiebel schneiden, danach Thymianblättchen vom Stiel zupfen. Ihren Mitstreitern erklärt Christina, dass man je nach Saison alle Pilze für dieses Gericht nehmen kann, das an ein italienisches Risotto erinnert und durch den Parmesankäse auch die klassisch-würzige Note bekommt. Inzwischen hat Ulla Zeit, Eier und Butter für den Kuchen zu verrühren. „Als ich einmal einen zu harten Käsekuchen probierte, erinnerte ich mich an die Backkünste meiner Mama. Sie hat das Eiweiß zu luftigem Schaum geschlagen, und siehe da, der Kuchen wurde ein zarter Traum.“ Beim gemeinsamen Tafeln wird Christinas Tochter Stella später sagen: „Ich habe noch nie einen so guten Käsekuchen gegessen. Bitte schneid mir doch noch ein Stück ab.“
Das Pilzgericht mit den griechischen Kritharaki hat genauso gemundet wie Anitas „Zigarren“. Ein wenig von der süßen Quarkmischung für den Kuchen war übriggeblieben – also beschloss das Trio, sie einfach in ein paar Yufkablätter zu wickeln und wie die anderen Böregi in der Pfanne zu frittieren. „Auch köstlich“, so die einhellige Meinung. Da hatten alle Beteiligten mit Ausnahme von Anita schon vom wärmenden Tsipuro getrunken, dem selbst gebrannten griechischen Schnaps, und viel über ihre Hobbys erzählt. Etwa über Christinas Kochabende, die sie in Hannover bei der Deutsch-Griechischen Gesellschaft veranstaltet, oder über ihre Tanzkurse. Auf einem Video zeigte sie, wie sie sich wie ein Wirbelwind dreht. Ullas Malkünste wurden bewundert, die sich die Gruppe auf ihrer Webseite ansehen konnte. Ein Wiedersehen gibt es zu Christinas nächstem Kochabend. „Vielleicht probieren wir da mal Moussaka mit Wachtelbohnen?“
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