Wer über Gambia spricht, kommt an der Erdnuss nicht vorbei. Sie ist die mit Abstand wichtigste Kulturpflanze des Ministaates in Westafrika, der vom Senegal umschlossen ist. Deshalb gehören Erdnüsse natürlich auch in die Domoda, das Nationalgericht Gambias. Die Suppe, auch als deftiger Eintopf beliebt, ist in der heutigen Kochrunde der erste kulinarische Star.
Flink, denn gelernt ist schließlich gelernt, gibt Ismaila Erdnusscreme in seine Suppe und rührt. Das richtige Gefühl für Domoda hat dem Gambier damals seine Schwester beigebracht. Er reicht Probierlöffel herum und ist vom Geschmack seines Gerichts selbst begeistert: Herrlich, Hier und wir so eine Domoda! Alle kosten und nicken zustimmend. Mahdi aus Afghanistan und die Portugiesin Sara hatten zuvor beim Schnippeln des Gemüses geholfen und genießen nun ihren Miterfolg.
Jetzt ist der Reis bereit. Seit zwei Stunden weicht er für das Hauptgericht ein. Nun kommt er in den großen Topf mit der Fleischsoße und den Gewürzen. Verantwortlich für den Mittelpunkt des Menüs ist Mahdi. Ghabuli Palau, manche schreiben es auch Kabuli Palau (übersetzt heißt es ungefähr „Reis auf Kabuler Art“), steht auf dem Speiseplan. Sara wundert sich über die Menge an Reis, die Mahdi vorbereitet hat. Sie hat das Gefühl, halb Lissabon damit versorgen zu können. Doch darüber kann Mahdi nur schmunzeln. Die Afghanen lieben ihre kleinen weißen Getreidekörner und langen bei jeder Mahlzeit kräftig zu. „Hier in Deutschland, das weiß ich, muss ich sehr viel weniger pro Person berechnen, wenn ich Reis koche.“ Die Runde lacht – und wendet sich dem Gewürzregal zu. Würze ist ja schließlich alles.
Mahdi brät für den Hauptgang Rosinen in einer Pfanne an. Sara freut sich darüber, afghanisches Essen kennenzulernen. Die Portugiesin stammt aus der Nähe der Küstenstadt Faro an der Algarve, also kommt in ihrer Heimat reichlich Fisch auf den Tisch. Dabei zählen vor allem Stockfisch und Sardinen zu Portugals Nationalgerichten. Beides wird in nahezu unzähligen Varianten zubereitet.
Ismaila, von seinen Freunden Isi genannt, kocht – nicht nur für Hierleben – gern in seiner Freizeit gemeinsam mit Freunden. Dann wird alles verwendet, was der Kühlschrank so hergibt – und immer auch reichlich frisches Gemüse. Dazu gibt es grundsätzlich viel Chili und scharfe Zwiebeln. „Sehr gern“, sagt Isi fröhlich. „Sehr gern“, das sagt auch Mahdi oft. Die beiden Berufskollegen verstehen sich wahrscheinlich auch deshalb so gut, weil sie beide sehr höflich und meist gutgelaunt sind.
Das afghanische Reisgericht zieht jetzt noch einmal kräftig durch. Derweil widmen sich alle dem Dessert. „Portugiesische Nachspeisen sind unter anderem durch den früheren Einfluss der Araber in Portugal sehr süß“, erklärt uns Ana, eine Freundin von Sara, die mitgekommen ist. Ana backt jede Woche und kennt sich genau aus: Sie weiß, wie cremig und knusprig die Tarte de Pastel de Nata, der Blätterteig-Pudding-Kuchen, werden muss. Mahdi heizt den Ofen vor, während Sara und Ana den Blätterteig an die Kuchenform drücken. Sie haben einen eckigen aus dem Kühlregal mitgebracht. In Portugal gibt es überall auch runde in den Supermärkten – doch hierzulande ist das seltener zu finden.
Das beliebteste Thema des Abends ist die kulinarische Vielfalt. Sara und Ana geben der Runde einen ersten Eindruck von der Bandbreite der portugiesischen Küche, Isi erzählt von Ataya, dem Hauptgetränk der Gambier: einem grünen Tee, der in einer kleinen Kanne aufgegossen und oft in einer liebevollen Zeremonie genossen wird. Doch zurück zum Dessert. Mahdi hilft beim Zubereiten der Creme, die langsam auf dem Herd vor sich hin köchelt. Sara rührt. Schließlich wird die Mischung auf den Teig gegossen, dann kommt die Tarte für etwa 25 Minuten in den Ofen und entwickelt nach und nach einen wundervollen Duft.
Wie die Erdnuss zu Gambia gehört, so gehören Süßspeisen mit Puddingfüllung zu Portugal. Mahdi lächelt zufrieden, genießt wie alle anderen auch das Menü. Denn eines gilt für alle Länder: Typisch und beliebt ist das gemeinsame Essen mit der Familie oder eben auch Freunden.