Comeback der Steckrübe
Grüne Steckrübenblätter, so weit das Auge reicht: Florian Jochims baut die alte Gemüsesorte in Dithmarschen auf 50 Hektar an. Jetzt beginnt die Erntezeit. Einst verpönt, ist das traditionelle Wintergemüse mittlerweile richtig in.
Foto(s): Henrik Matzen
Steckrüben im Land der Kohlköpfe? Das ist schon ein wenig außergewöhnlich. In Dithmarschen bauen lediglich drei größere Betriebe Steckrüben an – der größte ist die Jochims Steckrübenhandels GmbH & Co. KG in Elpersbüttel bei Meldorf. „Dann gibt es noch einen in Niedersachsen, und das war’s dann auch schon in Deutschland“, erzählt Chef Florian Jochims. Die Steckrübe ist also ein Nischenprodukt, aber ein durchaus spannendes. In den 1940er- und 50er-Jahren war es ein Kriegsessen, und der schlechte Ruf hielt sich noch jahrzehntelang. „Doch mittlerweile wird der Absatz spürbar größer“, freut sich der 37-Jährige. Viele kochen wieder mit dem kalorienarmen und vitaminreichen Wintergemüse, und auch namhafte Restaurants haben die alte Sorte wieder auf der Karte.
Roden, waschen, schneiden
Die Saat der Steckrübe kommt Anfang April bis Mitte Mai in die Erde. Geerntet wird dann ab Mitte September, wenn die runde Knolle schön gelbrot leuchtet und etwa ein bis zwei Kilogramm auf die Waage bringt. Eine spezielle Maschine häckselt erst die großen Blätter ab, rodet die Rübe dann aus dem Boden und sorgt für eine grobe Reinigung. In der großen Produktionshalle bei Jochims ist dann Handarbeit angesagt. Mehrere Mitarbeiter stehen hier an Fließbändern. In einer Art Trommel wird das Gemüse mit kaltem Wasser gewaschen. Drei Männer schneiden in Sekundenschnelle mit scharfen Messern die Wurzeln und den Kopf ab. Zärtlich wird mit der Steckrübe nicht umgegangen – die eine oder andere Kugel wird auch geworfen, damit es schneller geht. „Das können die Rüben ab“, sagt der Chef lächelnd.
In großen Säcken zum Supermarkt
Das Gemüse kommt nun in gelbe Raschelsäcke – immer 15 Kilogramm pro Sack. Gut verpackt, werden die Rüben von Großhändlern abgeholt, die die Ware weitervertreiben. Für die famila- und Markant-Märkte ist der Dithmarscher Gemüsehandel Hagge zuständig. Florian Jochims und seine Mitarbeiter haben gerade Hochsaison, beim Geschäftsführer klingelt ständig das Handy. „Ja, es ist schon stressig, aber ich mag diesen Job sehr. Schon mein Vater hat hier vor 50 Jahren Steckrüben angebaut“, erzählte der junge Familienvater. Damals war die Steckrübe übrigens noch eine reine Futterpflanze. Erst später wurde sie auch als Speiserübe wieder attraktiver. Die Ernte hier in Elpersbüttel hat gerade erst begonnen. 2.500 Tonnen müssen insgesamt geerntet werden. „Es darf gern noch mehr werden“, sagt Florian Jochims. „Es wird doch echt mal Zeit, dass wir nicht nur hier im Norden die leckere, vielseitige Steckrübe wertschätzen.“
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