Es begann vor 16 Jahren mit der Idee, einen Tanztee der anderen Art auf die Beine zu stellen. Damals hätte Esin Rager es sich wohl nie träumen lassen, dass daraus eines Tages eine ganz besondere Teemarke werden sollte.
Inzwischen besitzen die Kreationen von Samova bei Kennern Kultstatus und sorgen bei Skeptikern in Sachen Tee für positive Überraschungsmomente. Sortennamen wie „Morgentau“, „Seelenfreude“ oder „Abendsonne“ sucht man bei den Tees von Samova vergebens. Auch Verpackungsmotive wie Sternschnuppe, Blumenwiese oder Vollmond sind Fehlanzeige. So etwas ist einfach nicht die Sache von Esin Rager, Gründerin und Geschäftsführerin dieser bemerkenswerten Hamburger Teemarke. Stattdessen spielt sie mit der englischen Weltsprache, regt mit „High Darling“, „Maybe Baby“ oder „Digital Detox“ auch mal zum Schmunzeln an und hat ein Design entwickelt, das gleich mehrere Branchenprämierungen erhielt.
„Als mein erster Sohn zur Welt kam und ich auf der Suche nach gesunden, guten Kräutertees war, hat mich nichts so richtig angesprochen. Optisch nicht, aber auch nicht hinsichtlich des Geschmacks und der Qualität“, berichtet Esin Rager. „Daraufhin habe ich mich ins Thema eingelesen und zehn eigene Mischungen entwickelt.“ Und die waren so gut, dass beim unkonventionellen Tanztee für die junge Kreativszene in Hamburg, den das kleine Team um das junge Unternehmen Samova im November 2002 im Hotel Atlantic veranstaltete, unzählige der 500 Gäste anschließend forderten: „Esin, wir wollen deinen Tee!“ Die Journalistin mit türkisch-deutschen Wurzeln, die damals noch eine erfolgreiche Medienfirma führte, erinnert sich: „Die Leute sind total auf den Tee abgefahren. Wir wurden groß, bevor es uns überhaupt richtig gab.“ Der Tee schlich sich sozusagen ins Leben der jungen Mutter, die irgendwann beschloss, der Medienbranche Adieu zu sagen und sich ganz auf den Tee zu konzentrieren – eine gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte.
Kreativität, Neugier und Beharrlichkeit: Diese Eigenschaften, die Esin Rager schon für ihre journalistische Karriere gebraucht hatte, kommen ihr bei der Entwicklung von Samova zugute. „Tee erfinden kann jeder“, ist sie überzeugt. „Man muss sich nur Geschmack vorstellen können.“ Aus verschiedenen Zutaten baut sie Versuchsreihen in diversen Mischungsverhältnissen und probiert so lange, bis das Ergebnis ihr und dem Team schmeckt. Der Gedanke zur Sorte „Digital Detox“ zum Beispiel kam ihr, als sie sich das Computerspiel „Minecraft“ ihrer beiden Jungs genauer anschaute. Aus würfelförmigen Blöcken erschaffen die Spieler eine dreidimensionale Welt. „Das fand ich lustig, und außerdem wollte ich gern den Hype um Entschlackung und Detox ein bisschen auf die Schippe nehmen“, erzählt die Tee-Entwicklerin. Also ging sie auf die Suche nach möglichst würfelförmigen Zutaten: Apfel, Karotte, Kürbis, Ingwer ... Für Frische sorgen Lemongras und Zitronenschale, Hanfblätter wecken den Geist. „Diesen Tee haben wir auf einer Digitalmesse eingeführt – Sie glauben gar nicht, wie die Leute unseren Stand belagert haben“, erzählt Esin Rager und lacht. Dass ihr Tee nicht nur kultig und lecker – übrigens auch als Eistee und im Cocktail –, sondern auch gesund sein soll, war der 50-Jährigen von Anfang an ein Herzensanliegen. Bei den Zutaten setzt sie auf Bio-Qualität, Nachhaltigkeit und faire Produktionsbedingungen. Die zweimalige Prüfung auf mögliche Schadstoffe durch ein unabhängiges deutsches Institut gehört zur Samova-Philosophie.
Heute ist Samova mit 26 Sorten in der gehobenen Gastronomie und im ausgewählten Einzelhandel vertreten. Die nachfüllbare Weißblechdose ist recyclingfähig, die einzelnen Teebeutel sind ebenso kompostierbar wie die transparenten Kuverts, die nach Plastik aussehen und das Aroma schützen, aber aus Holzfasern hergestellt werden. „Unser kleiner Beitrag im Kampf gegen den Verpackungsmüll“, sagt die Samova-Chefin, die überzeugt ist: „Tee kann uns zu Optimisten machen. Und er ist ein sehr friedliches Getränk, das man auf der ganzen Welt trinkt und das die Menschen verbindet. Eigentlich ist der Tee wie die Musik ein wunderbarer Friedensbotschafter“, sagt Esin Rager. Den Firmensitz im Kultur Palast im Hamburger Stadtteil Billstedt hat sie bewusst gewählt: Die dort ansässige Stiftung setzt sich unter anderem für Kinder, Jugendliche und Flüchtlinge ein. In vielen Projekten engagiert sich auch Samova dort für ein respektvolles Miteinander der Kulturen – so, wie die Zutaten der Tees aus den unterschiedlichsten Teilen der Erde stammen und doch ganz wunderbar miteinander harmonieren.