Große Feierlichkeiten sind fürs nächste Jahr geplant, aber eine besonders gute Stimmung herrscht auch jetzt schon unter den 380 Mitarbeitern, die aus purem Hafer feine Flocken, kreative Müslis, leckere Porridges und dergleichen mehr herstellen. Das außergewöhnliche Firmenjubiläum ist präsent – nicht nur durch die beiden Müsli-Sondereditionen mit der glänzenden „200“ auf der Verpackung, sondern auch durch Aktionen für die Menschen in Elmshorn, wo Peter Kölln einer der größten Arbeitgeber ist. Die riesigen blauen Buchstaben vom Dach des Kontorgebäudes wurden ausgetauscht, die alten schmücken als Kunstwerke den Rosengarten und den Liether Wald und laden Kinder zur Rallye mit Gewinnspiel ein.
Getreide aus dem Norden
200 Jahre Unternehmensgeschichte sind eine beeindruckend lange Zeit und auch ein Stück norddeutscher Kulturgeschichte. Als Peter Kölln im Jahr 1820 eine Hafermühle am Elmshorner Hafen errichtete, um die Seefahrer mit Proviant zu versorgen, waren es noch echte Pferdestärken, die das Mahlwerk antrieben. Heute kennt der Computer jeden der mehr als 5.500 Regalplätze im 30 Meter hohen vollautomatischen Hochregallager, sodass jedes Produkt blitzschnell den idealen Platz bis zur Auslieferung findet. Früher kam der Hafer von den Bauern aus der Umgebung. Heute sind vor allem finnische Landwirte wichtige Lieferanten für das Unternehmen Peter Kölln, das 60.000 Tonnen Hafer im Jahr verarbeitet. „Die klimatischen Bedingungen in Finnland sind für Hafer einfach optimal“, erklärt Geschäftsführer Christian von Boetticher. „Aber auch bei uns im Norden wird der Haferanbau wieder attraktiver“, freut sich der 49-Jährige. „Wir arbeiten hier in der Region derzeit mit zehn Vertragslandwirten langfristig zusammen.“
Ein Unternehmen, viele Marken
Wer in Elmshorn lebt, hat die köstlichen Düfte nach Getreide, Schokolade und Früchten rund um das Werksgelände oft in der Nase. Riesige Maschinen verarbeiten mit Ökostrom den Hafer Schritt für Schritt. Sie trennen die äußere Hülle vom Kern, für Haferflocken werden die angefeuchteten Kerne von einer Flockierwalze ausgewalzt. Grammgenau werden alle Zutaten zusammengestellt. Die Produktvielfalt ist enorm: Müslimischungen, Flocken, Fleks, Porridges, Riegel, Kekse und Drinks. Zum Unternehmen gehören zudem seit einigen Jahren die Marken Livio, Biskin, Palmin, Becht’s, Mazola und Edelweiss Milchzucker. Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit gehen bei den Elmshornern Hand in Hand. Eines der erklärten Ziele ist die Klimaneutralität des Standorts Elmshorn bis zum Jahr 2025. „Nachhaltigkeit hat für uns aber auch mit dem sozialen Aspekt zu tun“, betont Christian von Boetticher. „Es gibt zum Beispiel einen von der Eigentümerfamilie aufgelegten Fonds, der unverschuldet in Not geratene Mitarbeiter unterstützt.“
Immer wieder innovative Ideen
Die ersten rund 100 Jahre lieferten die Haferprofis ihre Ware wie alle Mühlen lose in den Handel – bis der vierten Unternehmensgeneration ein genialer Einfall kam: Peter Klaus Diedrich Kölln (1890–1956) brachte als Erster handliche Haushaltspackungen auf den Markt. Das gab es bis dato noch nie und führte zu einer enormen Nachfragesteigerung. Und die Kölln Flocken bekamen ihr Gesicht: Die hell- und dunkelblaue Verpackung mit Schachbrettmuster fiel ins Auge und hat bis heute starken Wiedererkennungswert. Auch Generation Nummer fünf, Ernsthermann Kölln sen., erkannte die Zeichen der Zeit. Er erfand 1976 das erste Fertigmüsli und drei Jahre später das Schokomüsli, das noch immer zu den beliebtesten Müslimischungen überhaupt gehört. Sein Schwiegersohn Hans Heinrich Driftmann führte die Erfolgsgeschichte mit dem Markenausbau weiter. Unter der Regie Christian von Boettichers schreitet die Entwicklung innovativer Neuheiten voran. In enger Abstimmung mit der jüngsten Familiengeneration in Person von Friederike Driftmann, die in den nächsten Jahren ins operative Geschäft einsteigen wird, diskutiert der firmeneigene Innovationszirkel über Neues im Sortiment. „Das ist ein sehr spannendes Feld“, berichtet Christian von Boetticher. „Für uns ist wichtig, Trends zu erkennen, die wir gern mitnehmen möchten, aber diese von schnelllebigen Hypes zu unterscheiden. Die überlassen wir anderen.“ Natürliche und regionale Zutaten würden für Verbraucher immer wichtiger, so Christian von Boettichers Einschätzung. Man darf gespannt sein, wie dieser Trend sich in den Neuheiten aus Elmshorn widerspiegeln wird, denn auch das ist bewährte Unternehmensstrategie: Vorzeitig lässt man sich bei den Haferspezialisten nicht in die Karten schauen.
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