So muss das Paradies für Kühe aussehen: Rechts liegen die Tiere auf dick gepolsterten Strohbetten, auf der linken Seite kuscheln die Kühe mit ihren frisch geborenen Kälbern in abgetrennten Boxen. Und dazwischen verspeisen die Rinder am Futtertisch ihre Rationen oder laben sich am frischen Wasser. „In unserem modernen, offenen Musterstall können sich die 85 Kühe frei bewegen, im Sommer grasen sie auf den weitläufigen Weiden“, erzählt Dirk Kock-Rohwer von dem Generationenprojekt auf dem Höllnhof, der seit 1594 in Familienbesitz ist. Die Kälber bilden schnell einen eigenen „Kindergarten“ und erkunden Stall und Wiesen auf eigene Faust, so der 61-Jährige. „Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie die Kälber vor Lebensfreude herumtoben.“ Als der Landwirtschaftsingenieur den Hof in Bönebüttel 1991 vom Vater übernahm, stellte er ihn gemeinsam mit seiner Frau Barbara auf Bio um, 1992 folgte die Anerkennung als Demeter-Betrieb. Inzwischen ist die nächste Generation eingestiegen: „Wir wollen den Betrieb weiterführen“, berichtet Dirks Sohn Aljoscha von der Lebensentscheidung mit Partnerin Lisa. Der neue Stall markiere den Generationswechsel: „Wir wollen unseren wirtschaftlich gesunden Demeter- Hof weiterentwickeln und dabei das Wohlbefinden der Tiere in den Mittelpunkt stellen.“
Sanfte Trennung
Das soll auch gewährleistet sein, wenn die Kälber nach drei Wochen in einen abgetrennten Teil des Stalls kommen, wo sich Kuh und Kalb weiterhin sehen und beschnuppern können. „Mehr als drei Wochen wären ökonomisch kaum machbar. Es soll ja auch Milch für den Verkauf übrigbleiben“, sagt der Junior. Wer meint, dass man sich die Namen von rund 160 Tieren – neben den Milchkühen leben Bullen, Jungrinder und Kälber auf dem Hof – nicht merken kann, lernt auf dem Höllnhof schnell dazu: „In jedem Jahr bekommen die neuen Kälber Namen mit einem bestimmten Anfangsbuchstaben“, erklärt Dirk Kock-Rohwer. Als vor 15 Jahren „K“ an der Reihe war, wurde zum Beispiel „Kirsche“ geboren, und noch immer streift die Schwarzbunte auf den großen Weiden mit der Herde herum. „Auch wenn sie keine Milch mehr gibt, darf unsere älteste Mutterkuh hier ihren Ruhestand verbringen.“
Sechs Monate auf der Weide
Dass die Kälber zunächst bei den Müttern bleiben, ist eine Besonderheit. „In dieser Zeit verzichten wir auf einen Teil der Milch“, erklärt Aljoscha Kock-Rohwer. Diese Form der muttergebundenen Kälberaufzucht gilt als wegweisend für den Tierschutzgedanken. Und speziell auf Demeter-Höfen wie dem Höllnhof dürfen die Kühe ihre Hörner behalten, auch wenn sie dafür besondere Bedingungen brauchen, etwa mehr Platz im Stall und spezielle Fressgitter. Die Hörner sind durchblutete, lebendige Organe und wichtig für Verdauung, Stoffwechsel und Kommunikation der Tiere. Gemäß der Demeter-Philosophie werden die Kühe deswegen nicht wie sonst üblich als Kälber enthornt. Ohnehin schreiben die strengen Demeter-Richtlinien höchste Qualitätsanforderungen an den Betrieb vor: „Die Tiere bekommen ausschließlich Biofutter und verbringen sechs Monate des Jahres auf der Weide. Das schmeckt man an der Milch“, sagt Aljoscha Kock-Rohwer. Weil sie nicht homogenisiert wird, setzt sich eine natürliche Rahmschicht ab – ein sicheres Qualitätsmerkmal sozusagen. Dennoch ist die Milch gekühlt elf Tage haltbar. Auf Demeter-Höfen werden kranke Tiere vorrangig mit homöopathischen Mitteln behandelt, der Betrieb muss zudem in einer Kreislaufwirtschaft organisiert sein: Das Futter produziert der Höllnhof selbst, darunter Heu, Hafer, ein Roggen-Wintererbsen- Gemisch sowie eine Mischung aus Sommergerste und Lupinen – alles in bester Bioqualität. Der Mist landet als Dünger auf den Feldern, auf Kunstdünger wird verzichtet.
Gute Milchpreise für bäuerliche Zukunft
Familie Kock-Rohwer hat sich mit drei weiteren Demeter-Höfen zu einer Erzeugergemeinschaft zusammengeschlossen. „So bleiben wir von großen Konzernen unabhängig und können einen Milchpreis erzielen, von dem wir auskömmlich leben und die Zukunft unserer Bauernhöfe sichern können“, erzählt Aljoscha Kock-Rohwer. Auch die Vermarktung über famila sichert den Demeter-Betrieben gute Preise. Davon leben auf dem Höllnhof inzwischen drei Generationen, seit Lisa und Aljoscha Kock-Rohwer vor einigen Monaten glückliche Eltern geworden sind. Außerdem beschäftigt der Betrieb zwei landwirtschaftliche Mitarbeiter und zwei Auszubildende. Und bis zu sechs Praktikanten pro Jahr sammeln in Bönebüttel erste Berufserfahrungen zwischen Melkstand und Mähdrescher. Dabei lernen sie auf dem Hof der Kock-Rohwers eine Lektion fürs Leben: Bäuerliche Landwirtschaft mit Fokus auf Tierwohl und Qualität hat Zukunft.
Erhältlich ab Mitte Februar überall bei famila.