Rasselnd rutschen die grünen Kaffeebohnen durch den roten Trommelröster im Café Sophie in Hagenow. Der Duft frischer Röstaromen wabert hier allerdings nicht durch die Räume. „Gleich nach dem Rösten riechen Kaffeebohnen eher wie getoastetes Brot“, sagt Antje Prolingheuer, die mit einer Kollegin für Kaffeequalität und die pädagogische Anleitung der Mitarbeiter zuständig ist. Erst nach einem Tag Ruhe entwickeln die Bohnen ihr sortentypisches Aroma. Dann aber mit Macht! „Kaffee ist für mich eine Kostbarkeit: zum einen Genuss, zum anderen Teilhabemöglichkeit an der Gesellschaft für Menschen mit Behinderung, die in unserem Café beschäftigt sind. Außerdem sorgen wir ein wenig für gerechteren Lohn für die Erzeuger.“ An ihren Arbeitsplätzen im Lebenshilfewerk rösten die Mitarbeiter die Arabica- und Robusta-Bohnen bei 200 Grad 11 bis 14 Minuten, bevor sie in das Abkühlgitter rieseln. Die Sorten werden bewusst ausgesucht und zusammengestellt, um hohen Qualitäts- und Geschmacksansprüchen zu genügen. „Als wir 2014 begannen, wollten wir Sorten kreieren, die ihr Aroma möglichst lange bewahren“, erklärt Antje Prolingheuer. Das gelingt auch durch eine vergleichsweise lange Röstdauer bei geringer Temperatur, die zudem unerwünschte Reiz- und Bitterstoffe reduziert.
Acht Mitarbeiter, die für den ersten Arbeitsmarkt qualifiziert werden, backen Kuchen und Torten, bedienen Gäste und arbeiten im Kaffeebereich. Sie etikettieren umweltfreundliche Papiertüten mit Aromaventil, füllen den Röstkaffee ab und verpacken die Ware je nach Bestellung. 2019 wurden hier 21 Tonnen Filterkaffee und Espresso verarbeitet. Namen wie „Die Muntere Sophie“ oder die „Boizenburger Ratsröstung“ drücken regionale Verbundenheit aus. Sophie ist die hochdeutsche Übersetzung für die plattdeutsche „Fiek‘n“, die als Bronzefigur vor dem Café steht. Die nach ihr benannte Mischung überrascht mit feinen Aromen von Erdnuss, Rosine, Orange und hellem Kakao.
Erhältlich bei famila in Ludwigslust sowie bei Markant in Boizenburg, Hagenow und Ratzeburg.