Es ist Dienstag, und deshalb ist es in der Lille Brauerei ordentlich laut. Montags und dienstags sind die Abfülltage in der großen Halle in Kiel, und das Klirren der Flaschen auf dem Laufband ist Musik in den Ohren von Florian Scheske, Max Kühl und dem gesamten Team. „Wir füllen inzwischen pro Woche rund 9.000 Liter ab“, berichtet Florian Scheske stolz – eine beeindruckende Zahl für eine regionale Brauerei, die erst vor drei Jahren an den Start ging und dann auch noch mit Wucht von den Corona-Einschränkungen getroffen wurde. „Im Jahr 2019 haben wir 80 Prozent unseres Umsatzes mit Gastronomie und Events gemacht“, berichtet Max Kühl. „Das hat sich jetzt komplett gewendet. Jetzt machen wir 80 Prozent mit dem Einzelhandel.“
Stark durch regionalen Zusammenhalt
Sehr dankbar sind die jungen Unternehmer für die Kooperation mit famila. „Ein echter Handelspartner, der uns sehr geholfen hat“, betonen beide. „Da merkt man den regionalen Zusammenhalt.“ Dass ihr Bier so viele treue Fans hat, liegt nicht nur an den köstlichen Produkten, die nach traditionellem Handwerk und aus besten Rohstoffen entstehen, sondern auch an den cleveren Ideen des Duos. Zusammen mit famila startete letztes Jahr die erfolgreiche Initiative „Vereinsheim“ zur Förderung des regionalen Vereinslebens; vor ein paar Tagen ging die zweite Saison los (siehe Kasten auf Seite 60). Mit dem Verkauf von „Genussscheinen“ sowie dem „Kieler Bierpapier“ gelang es Lille mit einer Art regionalem Crowdfunding, in den Betrieb zu investieren und jede Menge für die Kundenbindung zu tun.
Viele Sorten, viel Geschmack
All dies hat Erfolg, weil bei Lille richtig gutes Bier gebraut wird. „Unser Bier ist unfiltriert und unpasteurisiert. Wir fügen zwischendurch nichts hinzu, was später wieder herausgefiltert werden müsste. Und das Bier ruht fünf Wochen statt nur wenige Tage in den Gärtanks“, erklärt Florian Scheske die wichtigsten Unterschiede zum Bier industrieller Produzenten. Die Sorten, die es auch im beliebten Sechser-Mix zum Probieren gibt, unterscheiden sich deutlich voneinander. „Schluss mit langweiligem Einheitsgeschmack. Unser Bier soll sich durch gute Trinkbarkeit auszeichnen und alternativ zum Wein ein gutes Essen begleiten“, sagt Florian Scheske. „Ein Pale Ale passt zum Beispiel gut zu scharfer Chorizo oder charaktervollem Käse. Unser Stout sollte man zu Vanilleeis mit Olivenöl probieren“, rät der 35-Jährige. Schon als Kommunikations- bzw. Industriedesign-Studenten trafen sich die beiden späteren Brauereigründer regelmäßig zum Kochen und erkundeten mit Begeisterung neue Geschmackserlebnisse.
Vom Gefühl zur Rezeptur
„Das ist es auch, was wir in unseren Tastings erreichen möchten: die Neugier auf Aromen und den Mut, etwas auszuprobieren. Wir bekommen oft Rückmeldungen, wie überraschend gut eine Sorte geschmeckt hat, von der jemand vorher dachte, dass er sie gar nicht mag“, erzählt Max Kühl. Er und sein Kompagnon bringen die Ideen für besonderen Geschmack mit und bauen auf ihr Gefühl. Ein kompetentes Team unter der Regie von Braumeister Broder Kallsen ist dann für die exakte Rezeptur und die technologische Umsetzung zuständig. Aus 20 Spezialmalzen unterschiedlicher Röstarten werden individuelle Mischungen erstellt. Hinzu kommen verschiedene Hopfen- und Hefesorten. Drei weitere Tanks, die dieser Tage aufgestellt und in Betrieb genommen wurden, vereinfachen es, neben den Standardsorten noch mehr saisonale Spezialitäten zu produzieren. So sind als Nächstes unter anderem die „Kieler Weiße“ als Sauerbier für heiße Tage und ein alkoholfreies Bier geplant – „vorausgesetzt, wir kriegen das so hin, dass es richtig gut schmeckt“, sagt das Brauerei-Duo. „Und ein Radler soll kommen, und zwar ohne Zitrone, sondern mit Kräutern von hier und heimischem Rübenzucker.“
Erhältlich in vielen famila-Warenhäusern und Markant-Märkten.