Plattdeutsche Braukunst
Ein weitläufiger Garten mit Schatten spendenden Bäumen, ein alter Stall mit viel Platz und ein mit Herzblut betriebener Landgasthof. Mittendrin ein Stammtisch mit findigen Köpfen. Das ist der Ort, an dem Männerträume entstehen – und mit der Beer-Brauerei wahr werden.
Foto(s): Henrik Matzen
Seit 2005 betreiben Gaby und Jürgen Overath den Landgasthof Kirschenholz im schleswig-holsteinischen Schillsdorf (Kreis Plön). „Auf dem Saal wurde damals schon immer gedroschen, und natürlich musste nach der staubigen Arbeit mit Bier nachgespült werden“, erzählt Jürgen Overath. Die Herstellung eines eigenen Bieres war eine Stammtischidee. Ein Name war schnell gefunden: Ein echt plattdeutsches „Beer“ wollte man brauen. Gesagt, getan. „Nachdem es auch beim zweiten Anlauf in der Küche schmeckte, haben wir die Brauerei aufgebaut.“ Mittlerweile steht im ehemaligen Stall eine Brauanlage für 1.000 Liter, die Brauer und Mälzer Bastian Ulrich betreibt. „Seitdem schmeckt das Bier sogar noch besser“, gesteht der Chef.
Rezepte
1 Der Brauvorgang beginnt mit dem Schroten des Braumalzes – je nach Biersorte ist dies zum Beispiel Hafermalz, Karamalz oder auch Whiskymalz. „Eine Portion Karamalz macht unser Rubin Beer schön bernsteinfarben und vollmundig“, erläutert Bastian Ulrich. In der Schrotmühle werden die Körner aufgebrochen, sodass der Mehlkörper sich aus der Spelze löst.
2 In der Maischpfanne wird das geschrotete Malz mit warmem Wasser vermengt. „Unser Brauwasser kommt aus dem dorfeigenen Brunnen“, erzählt Jürgen Overath. In unterschiedlichen Temperaturstufen lösen sich während des Maischprozesses die Malzbestandteile. Enzyme bauen Eiweißverbindungen ab, und die im Korn enthaltene Stärke wird zu Zucker.
3 Im Läuterbottich trennen sich die festen Bestandteile aus der Maische. Sie setzen sich am Boden ab und bilden den sogenannten Treberkuchen. Die verbleibende Flüssigkeit, die Bierwürze, wird durch Filter in die Würzepfanne geleitet.
4 In der Würzepfanne wird Hopfen zum Brausud hinzugegeben und aufgekocht. Der Hopfen verleiht dem Bier durch seine Bitterstoffe den typischen Geschmack. Welcher Hopfen wann und für wie lange hinzukommt, entscheidet über das Aroma des Bieres. „Unser Hefeweizen zeichnet sich durch die Zugabe einer ‚Prise‘ Grapearomahopfen aus“, verrät der Beer-Brauer.
5 Nach dem Abkühlen wird die Würze in den Gärbottich gepumpt. Hier hat die Hefe ihren Einsatz. In fünf bis sieben Tagen wandelt sie den Zucker in Alkohol und Kohlendioxid um. Stichproben geben dem Brauer ein Bild über den Fortschritt. Sobald der richtige Zuckergehalt erreicht ist, kommt das Bier in die großen Lagertanks, wo es drei bis vier Wochen lagert und ausreift.
6 Der krönende Abschluss: Mittlerweile acht Sorten Bier füllt man in der Beer-Brauerei von Hand in die Flaschen und beklebt sie mit den Etiketten. Erhältlich in vielen famila- und Markant-Märkten in Schleswig-Holstein.